Longitude Act - für eine verlässliche Navigation
Die Entstehungsgeschichte des Chronometers reicht jedoch bis in das 18. Jahrhundert zurück. Da es auf hoher See keine Möglichkeit gab mittels einer Referenzzeit zur Heimatzeit zu Navigieren war nur die Kursbestimmung mit Hilfe eines Sextanten möglich. Erst John Harrison gelang es – veranlasst durch den vom Englischen Parlament 1714 verabschiedeten „Longitude Act“ – die für eine verlässliche Navigation unerlässlichen Längengrade zu bestimmen.
Schiffschronometer H1 bis H4 als höchstpräzise Zeitmesser auf hoher See
Konnte man die Ortszeiten zweier geographischer Punkte vergleichen, so ließ sich die Differenz zwischen beiden in einen Längengrad-Abstand umrechnen. Harrison entwickelte auf dieser Grundlage seine legendären Schiffschronometer H1 bis H4 als höchstpräzise Zeitmesser auf hoher See. John Arnold nahm auf Basis von Harrisons H4 weitere Verbesserungen vor, von ihm stammt auch der Begriff „Chronometer“. Mechanische Chronometer blieben – als Taschen- oder Schiffsuhren – bis in das 20. Jahrhundert für die nautische Navigation unentbehrlich und wurden erst durch die Navigation per GPS abgelöst.
Die Chronometer-Prüfungen erfolgten im 19. Jahrhundert an bedeutenden Observatorien wie jene in Paris, Greenwich, Liverpool, Hamburg oder auch Kew-Teddington. Die Prüfungskriterien waren dabei nicht immer einheitlich.
Das begehrte „Class A“-Zertifikat
1910 erhielt eine Armbanduhr von Rolex als erste eine offizielle Chronometer Zertifizierung. Das begehrte „Class A“-Zertifikat wurde auch einem weiteren Modell von Rolex vom berühmten Kew Observatorium in Großbritannien verliehen, das bereits seit dem 19. Jahrhundert bei der Zertifizierung von Marine-Chronometern höchstes Ansehen genoss. Rolex versah schon in den 1930 Jahren die eigenen höchst präzisen Zeitmesser mit der Bezeichnung „Offiziell Zertifizierter Chronometer“. Ende der 1950er Jahre wurde dies nochmals spezifiziert: Nun trugen die Datejust und Day-Date Modelle die Bezeichnung „Superlative Chronometer Officially Certified“.
Superlativ Chronometer Zertifizierung
2015 wurde dieses Prüfverfahren und damit auch die Zertifizierung aktualisiert. Die Superlativ Chronometer Zertifizierung ist an den streng ausgelegten Gangtoleranzen ersichtlich: Sie liegen – im Gegensatz zu denen der offiziellen Schweizer Kontrollstelle für Chronometer (COSC) – bei einem Tagesmittel von +2/-2 Sekunden. Doch damit nicht genug: ebenso gehören Wasserdichtigkeitstests, Schutz vor Magnetfeldeinwirkung, Überprüfung der Gangreserve und weitere umfassende Prüfungen zu diesem Testverfahren. Damit ein Chronometer auch die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt, ist regelmäßiges Service wesentlich. In den spezialisierten Uhrenateliers von Juwelier Wagner widmet man sich dem mit höchster Kompetenz und Genauigkeit.
COSC: Contrôle officiel suisse des chronomètres
Gegenwärtig gilt die 1973 gegründete offizielle Schweizer Kontrollstelle für Chronometer, kurz COSC (Contrôle officiel suisse des chronomètres) als eine der renommiertesten unabhängigen Zertifizierungstelle. Sie vergibt dafür – wie der Name bereits sagt – Qualitätszertifikate auf der Basis eines standardisierten Messverfahrens nach NIHS 95-11 / ISO 3159. Diese Prüfung einer mechanischen Uhr dauert 15 Tage, in denen der Gang des nicht im Gehäuse eingeschalten Werkes in fünf verschiedenen Lagen bei drei Temperaturen bestimmt wird. Der mittlere tägliche Gang darf dabei nicht von -5 bis +8 Sek/Tag abweichen. Ist nachgewiesen, dass das Uhrwerk den COSC-Prüfungen entspricht – auch Chronographenwerke werden nach den angegebenen Kriterien überprüft – wird dies in den technischen Angaben vermerkt. Somit ist auch die Bezeichnung „Chronometer“ auf dem Zifferblatt gerechtfertigt.
Premium-Segment
Rolex etwa lässt – zusätzlich zur eigenen Zertifizierung – alle Werke die COSC-Zertifizierung durchlaufen, was zwar mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, aber dem besonderen Prestige der Uhrenmarke entspricht.
Allerdings hat die renommierte COSC nicht den Status einer staatlichen Schweizer Kontrollstelle. Das hat dazu geführt, dass außer Rolex auch manch andere Uhrenhersteller im Premiumsegment auf eigene Zertifikate setzen.
Zusätzliche qualitative Endkontrollen
Manche Uhrenunternehmen wie etwa Jaeger-LeCoultre oder IWC sehen nicht nur für die im eigenen Haus hergestellten Chronometer eine zusätzliche qualitative Endkontrolle vor. So geht der strenge „1.000 Hours Control“-Test von Jaeger-LeCoultre als interne Testreihe aller Modelle über die offiziellen Chronometer-Testreihen hinaus. Dabei wird das Uhrwerk vor und nach dem Einsetzen in das Gehäuse überprüft. Die Eignungstests und Produktionskontrollen umfassen die Ganggenauigkeit, sowie Temperatur-, Druck-, Stoßfestigkeit-, Magnetfeld- und Wasserdichtigkeitstests. Nach all den bestandenen Prüfungen kann man ganz sicher sein mit einem Chronometer nicht nur einen stets höchst präzisen, sondern auch verlässlichen Zeitmesser zu besitzen.